Kritiken

 

Lübecker Nachrichten Sonnabend, 16.Juni 2001

" Londn L.Ä. Lübbenau " im Theater Studio

Der Stoff aus den die Träume sind

Lübeck- Es ist ein hartes Leben, dort hinten in der Lausitz. Eigentlich passiert nichts, und wenn etwas passiert, dann bestimmt nichts Gutes. Genau die richtige Gegend für einen Hardcore-Schwank mit bitterem End: Londn-L.Ä.-Lübbenau" von Oliver Bukowski.

Von Jürgen Feldhoff

Bukowskis Zweipersonenstück beginnt komisch, wird dann tragikomisch und endet in purer Tragik. Am Anfang geht es beim Ehepaar Gretschke noch zu wie weiland bei Alfred Tetzlaff : Vater Hermann weiß alles ( besser), seine Frau in der biederen Kittelschürze ist die dumme Kuh und die blöde Sau. Man fühlt sich wieder einmal auf den Arm genommen, weil man die Reise nach Sardinien in der Tombola nicht gewonnen hat. So ist das eben.

Dann verliert Herman seinen Job und hat die ganz große Idee: Er macht sich mit einem Getränkeladen in der heimischen Garage selbstständig. Als das Geschäft nicht läuft, soll Mutter Gretschke den Lockvogel machen: Aus der blöden wird nach Willen des Mannes die geile Sau. Das hilft aber auch nicht, die Kunden bleiben aus Schließlich dreht Mutter Gretschke den Gashahn auf - und das ausgerechnet an dem Abend, als die beiden Unternehmer-Amateure endlich sechs Richtige im Lotto haben.

Dieser Schwank ist eigentlich eine todtraurige Geschichte, der Stoff, aus dem die Träume sind, ist Alkohol. Oliver Bukowski ist ein sehr präzises Stück gelungen, exakt in der Milieuschilderung und in der Psychologie seiner Figuren. Außer dem ist der Autor in seiner Sprache sicher, schon das ist heute eine Leistung.

" Londn L.Ä. Lübbenau " ist aber weit mehr als Geschichte über nach der Wende gescheiterte Ossis, die zu blöd sind, den Kapitalismus zu begreifen. Es ist auch eine Geschichte über Machtstrukturen im Verhältnis der Geschlechter, eine bitterschöne Geschichte sogar, und deshalb so furchtbar treffend.

Nils Düwell hat das Stück mit kleinsten Mitteln überzeugend auf die Bühne gebracht, mit Anna Magdalena Fitzi und Christian A. Hoelzke agieren zwei exellente Schauspieler, die sogar die seltsame Mundart beherrschen. Wie die beiden krampfhaft versuchen, ihren Laden in Schwung zu bringen, das ist bei aller Albernheit doch schon fast ergreifend. Er im potitbüro-grauen Zweireiher, sie ungemein geschmacklos aufgedonnert wie ein Pfingstochse, beide grinsend wie im Werbefernsehen- man leidet mit diesen geborenen Verlierern. Und das die beiden so überzeugend auf die schiefe Ebene des Glücks geraten, das ist die große Leistung von Anna Magdalena Fitzi und Christian A. Hoelzke. Ein sehenswerte Stück mit sehenswerten Darstellern.

 

[back]